Caprock-Canyon State Park (Texas)

Nach unserem tränenreichen Abschied in Fort Worth machten wir uns am Samstagabend auf den Weg Richtung Nord-Westen. Plötzlich ertönte mitten auf der Autobahn bei 100km/h an der Fahrerseite ein lautes metallendes Geräusch. Stefan fuhr sofort auf den Pannenstreifen und mit Stirnlampe inspizierte er den Unterboden und die Räder unseres Wohnmobils, doch gefunden hat er nichts. Auch im Innenraum konnten wir auf Anhieb nichts sehen. Langsam fuhren wir weiter und das Geräusch war verschwunden, wahrscheinlich hatte sich auf der Baustelle etwas verfangen und war nun weggeflogen. Wir erreichten dann Wichita Falls, die letzte grössere Ortschaft bevor wir den State Park ansteuerten, deckten uns mit Lebensmitteln für die nächsten vier Tage ein und schliefen dort. Am nächsten Morgen ging es bei strahlendem Sonnenschein weiter, unterbrochen von einer Mittagspause bei Mc Donalds kamen wir am späten Nachmittag im Caprock-Canyon State Park an. Schon am Eingang warnten die Schilder vor den wildlebenden Bisons und dass man zu diesen Abstand halten sollte. Noch beim Hineinfahren hatte Stefan das Gefühl, wir müssten sehr grosses Glück haben, wenn wir überhaupt eins zu Gesicht bekämen. Weit gefehlt, schon beim Waschhaus unseres Campingplatzes standen die ersten vier Bisons auf der benachbarten Wiese. Langsam näherten wir uns auf der Strasse, sicher in unserem Wohnmobil sitzend mit der Kamera bewaffnet dieses wunderschönen Tieren. Doch nicht nur die Bisons waren eindrücklich sondern auch die vielen Präriehunde die beidseits der Strasse aus ihren Höhlen schauten. Wir und die Kinder klebten mit der Nase an den Autoscheiben um möglichst viel sehen zu können. Wir unternahmen eine kleine Erkundungsfahrt durch den Park, bestaunten die leuchtend roten Canyons vor strahlend blauem Himmel bis wir unser Lager für die nächsten vier Nächte auf dem Campingplatz aufschlugen. Nach einer heissen Dusche für alle im Waschhaus standen wir noch davor und lasen die Informationen am Anschlagsbrett, als plötzlich von hinten eine Herde von 20 Bisons an uns vorbeizog. Stefan stellte sich schnell mit seiner Kamera auf um die Tiere zu filmen, während Heike sich mit den Kindern an der Aussenwand in der Nähe der Tür des Waschhauses in Sicherheit brachte. Uuuiii, alles gut gegangen.

8km Canyon-Wanderung bei 28 Grad

Am nächsten Morgen bestritten wir die schwierigste Tour in diesem Park. Uns lockte der Ausblick vom höchsten Berg des Canyons. Zuerst ging es ca. 400 Höhenmeter kraxelnd bergauf. Noam mutierte zum Bergsteiger und meisterte das Stück mit Bravour. Auch Jala lief die Hälfte des Weges hinauf selber, den Rest beim starken Papa auf dem Arm. Oben angekommen hatten wir einen grandiosen Rundblick auf den leuchtend roten Canyon. Geschützt vor dem starken Wind unter einem Busch stärkten wir uns mit leckeren Broten und Couscoussalat. Nun ging es 3km über die Ebene. Jala schlief bei Stefan im Bondolino und dann verliess auch Noam die Motivation. Heike trug nun den Rucksack und Stefan unser Lastenesel beide Kinder für die nächsten zwei Kilometer. Danach war wieder Zeit für eine Pause. Gestärkt mit Bananenchips waren beide Kinder total motiviert und liefen super die nächste Strecke. Der Abstieg war dann nochmals eine Herausforderung, Noam meisterte auch diesen bravurös und Heike und Stefan wechselten sich mit Jala auf dem Rücken ab, denn der geröllige und steile Weg bedurfte einiger Konzentration und Koordination. Nach 8km wunderschöner und schweisstreibender Wanderung mit wundervollen Ausblicken, strahlend blauem Himmel und leuchtend roten Felsen kamen wir am Parkplatz an. Nun hätte Stefan noch 1,5km vor sich um unser Auto zu holen, doch ein netter Amerikaner nahm ihn kurzerhand auf seinem Pickup mit und brachte ihn zu unserem Wohnmobil, so konnten wir uns schnell bei einem kühlen Eis erfrischen. Nach der diesmal erfrischenden Dusche im Waschhaus sagte Heike noch zu Noam, er solle nicht alleine raus gehen, nicht dass dort wieder die Bisons stehen. Vorsichtig öffneten sie die Tür, doch diesmal standen dort keine Bisons, sondern sechs Rehe die vor dem Waschhaus grasten. Noam näherte sich ihnen vorsichtig und kam bis auf zwei Meter an sie heran, bevor die Rehe etwas auf Distanz gingen.

Die nächsten zwei Tage verbrachten wir noch an dem kleinen See im Park, doch dieser war zum Baden nun wirklich zu kalt und unternahmen noch eine weitere kleine Wanderung, doch der Wind war nun so stark, dass uns der Sand ein kostenloses Gesichtspeeling verschaffte, was bei den Kindern nicht gerade zu Freudensprüngen führte. Und auf dem Weg durch den Park war es plötzlich wieder da, das metallernde Geräusch. Diesmal lagen Heike und Stefan unter dem Auto und kaum zu glauben, wir fanden wieder nichts. Also doch kein Metallteil von der Baustelle. Später am See hörte Stefan dann das Geräusch auch als unser Wohnmobil stand. Somit konnte es nichts vom Motor oder von der Radaufhängung sein. Stefan lauschte noch genauer und fand den Übeltäter:  ein loses Metallgitter von einem Heizungslüfter unter dem Fahrersitz, welches sich im Ventilator verfangen hatte und immer laut wurde, wenn Emma an den Schalter für den Lüfter kam und sich das Auto bewegten, was das Gitter gegen den Ventilator drückte. Stefan konnte dies dann mit Noams Hilfe flicken und schraubte das Gitter wieder fest und das Geräusch war verschwunden, Yippeeeehhh!!!!

Wir genossen vier Tag in der Natur, mit tollen Wanderungen, eindrücklichen Tierbeobachtungen, tollen blauen Himmel, Sonne und noch mehr Wind. Dieser sollte uns auch auf unserem weiteren Weg durch die Prärie Texas begleiten.

2016-11-07T05:09:20+01:00