Die Küste Kalifornien’s

Wir fuhren auf dem Highway 1 entlang der Pazifikküste durch dicke Nebelschwaden. Dieses Wetterphänomen war und ist für uns überaus erstaunlich, denn im Sommer liegt eine kühlende Nebeldecke über dem Pazifik und der Küste, während im Landesinneren die Temperaturen auf 35 bis 40 Grad Celsius klettern. Das Thermometer sprang innerhalb von 2-3 km regelrecht von kühlen 16 Grad auf heisse 38 Grad und wieder zurück als wir zwischen der Küstenstrasse und dem Highway wechselten.

Die Meeres-Ungeheuer von San Simeon

Kurz vor San Simeon entdeckten wir an der Küste eine grosse Kolonie von Seelöwen die am Strand lagen. Es waren nicht nur 10 Stück sondern es mussten mindestens 100 Tiere gewesen sein. Noam bettelte um einen Zwischenstopp um die Tiere beobachten zu können. Etwas unverhofft kam einige Meilen später ein riesiger Parkplatz und uns wurde schnell klar, dass wir nicht die einzigen waren, die diesem Spektakel zuschauen wollten. Ein Freiwilliger informierte uns, dass sich hier auf 51 Quadratkilometern pro Jahr rund 15’000 Seeelefanten ausruhen bevor sie wieder im Pazifik nach Fischen jagen. Diese Seeelefanten waren viel grösser als die Robben die wir sonst an der Küste gesehen hatten. Die Bullen waren zum Teil über 5 Meter lang und gemäss der Informationstafel über 3 Tonnen schwer. Zudem fielen uns die riesigen Augen dieser Ungetüme auf. Der freiwillige Parkranger erklärte, dass sie gute Augen brauchen, denn die Seeelefanten jagen ihre Nahrung (Fische und Quallen) meist in 200 bis 600 Meter Tiefe. Stolz erklärte uns der Ranger auch, dass schon Seeelefanten in Tiefen von 2000 Meter gesichtet wurden. Noam war so begeistert, dass wir in der Nähe der Kolonie übernachteten und am nächsten morgen gleich nochmals zur Kolonie fuhren.

Ein Besuch in Dänemark (Solvang)

Auf dem Weg nach Santa Barbara assen wir in einem grossen Park unser Mittagessen. Immer wieder wurden wir freundlich von älteren Passanten auf unser europäisches Autokennzeichen angesprochen. Alle Passanten hatten selbstgebackene Kuchen bei sich und uns wurde schnell klar, dass es in der Nähe ein grösseres Rentner-Treffen gab. Während unsere Kinder auf dem Spielplatz herumtobten beobachteten wir, wie diese Rentnergruppe voller Stolz eine Dänische und eine Amerikanische Flagg im Park hissten. Der Reiseführer Lonley-Planet informierte uns, dass Solvang ein dänisches Emigrantendorf ist, das die Kitsch-Fans mit Windmühlen und Bäckereien wie im Märchenland begeistert. Das wollen wir natürlich nicht verpassen und waren ebenfalls begeistert. Das Städtchen war für den Tourismus bis in den letzten Winkel herausgeputzt und die Fussgängerzonen waren gesäumt von kleinen Läden, die allerlei dänische Handwerkskunst anboten. Wir genossen die kulinarischen Leckereien und amüsierten uns über die Menükarten. Im Restaurant gab es nämlich neben der Speise- und der Weinkarte auch noch eine Hunde-Menü-Karte. So bestellten wir für Emma eine Putenbrust – allerdings ohne Beilagen.

Bei Pia und Wes (Santa Barbara)

Mit vollen Mägen machten wir uns auf  Richtung Santa Barbara. Wir freuten uns alle auf das Wiedersehen mit Pia und Wes, die etwas oberhalb von Santa Barbara ein grosses Haus mit Blick auf den Pazifik besitzen und uns freundlicherweise eingeladen haben. Wir parkten unseren Carthago vor ihrem Haus und waren von der Aussicht begeistert. Pia und Wes empfingen uns sehr herzlich und luden uns zum gemeinsamen Abendessen mit ihrem Sohn Sam und dessen Familie ein. Sam und Jen haben ebenfalls 2 Kinder, die schnell mit Noam und Jala Freundschaft schlossen. Während die Kinder spielend durch das Haus und den Garten tobten genossen wir Eltern die Gespräche mit Pia, Wes, Jen und Sam. Hier gefiel es uns und wir fühlten uns wie im Paradies. Immer wieder ergaben sich über die nächsten Tage Möglichkeiten für tiefgehende Gespräche und wir lernten während dieser Zeit viel über das Leben (in den USA).

In den ersten Tagen erforschten wir das Stadtzentrum von Santa Barbara, planschten am Strand und gingen in den Zoo. Wir verliebten uns regelrecht in diesen wunderbaren Ort und die Menschen die hier leben. Heike fand über das Internet heraus, dass in der kommenden Woche ein Surf-Camp für Kinder von 5-15 Jahren statt finden wird. Die Anmeldung über das Internet war einfach und Noam konnte es kaum erwarten, bis es endlich Montag wurde. Damit wir nicht täglich mit dem Wohnmobil an den Beach fahren mussten, mieteten wir uns für eine Woche einen kleinen Nissan. Damit war die Vorbereitung für das Surf-Camp noch nicht ganz abgeschlossen. Wes – ein erfahrener Surfer und guter Lehrmeister – unterrichtete Noam und Stefan bereits auf den Wohnzimmerboden und fuhr mit den beiden Jung-Surfern in einen nahen Surf-Shop um nach einem geeigneten Surf-Brett für Noam Ausschau zu halten. Da wir noch nicht das richtige Brett fanden, fuhren wir am nächsten Tag mit der ganzen Familie in einen hippen Surf-Shop direkt am Strand. Hier gab es alles was das Surfer-Herz begehrte. Schnell fanden wir einen pfiffigen Neopren-Anzug (Wetsuit) für Noam und weil Jala ebenfalls vom Surfing-Käfer infiziert war, gab es auch einen Wetsuit für den kleinen Engel – natürlich in rosarot. Jetzt waren alle bereit für das Surf-Camp.

Surf Camp

Am Morgen um 9 Uhr trafen sich alle Surf-Schüler am Strandhaus. Noam’s Surf-Instruktoren erfüllten jedes Clichée. Die Haare waren vom Salzwasser und der Sonne ausgeblichen, das Gesicht braun gebrannt und ein knappes T-Shirt betonte den muskulösen Adonis-Körper. Nach einer kurzen Fahrt in eine geeignete Bucht mit schönen Wellen zogen alle ihre Neopren-Anzüge an und sprangen mit den Brettern in den Pazifik. Immer mal wieder gaben die Instruktoren Anweisungen oder lockerten den Tag mit Spielen am Strand auf. Die Kinder genossen die herrlichen Tage am Strand. Sie liessen sich auf ihren Brettern im Meer treiben, buddelten im Sand, sammelten Krebse oder planschten in den Wellen. Die Tage verflogen in Lichtgeschwindigkeit und ein gemeinsamer Pizza-Plausch mit Kuchen am Freitag krönte eine unvergessliche Woche.

Geburtstag Noam

Ein weiterer Höhepunkt in Santa Barbara war Noam’s sechster Geburtstag. Lange hatte sich Noam darauf gefreut und am 18. Juni war es endlich so weit. Wir überraschten das Geburtstagskind mit einem Schokoladenkuchen-Frühstück und einer Karte von Patentante Pitti. Der Patenonkel melde sich per Mail mit einem originellen Videozusammenschnitt aus der Schweiz und bald darauf riefen per WhatsApp die Grosseltern aus der Schweiz und Oma und Opa aus Deutschland an. Und endlich, nach langem Warten – konnte Noam sein eigenes Surfbrett auspacken und zusammenbauen. Damit noch nicht genug. Am Abend trafen sich alle Nachbarskinder und die Eltern zur eigentlichen Geburtstagsparty. Neben feinen Vegi-Burgern gab es noch leckeren Schokoladen- und Käsekuchen mit Beeren und natürlich jede Menge tolle Geschenke. Dieser Geburtstag war für uns alle unvergesslich und wir sind unendlich dankbar für Pia und Wes, die uns eine grosse Hilfe bei den Vorbereitungen und der Durchführung waren. Ihr seid grossartig! Ganz vielen lieben Dank!

Der Waldbrand

Während den Wochen bei Wes und Pia gab es einen grossen Waldbrand in den Bergen von Santa Barbara. Während mehreren Tagen kämpften die Feuerwehrleute mit Hubschraubern und Löschflugzeugen gegen die Ausbreitung der Flammen. Über den Bergen und dem Pazifik hingen dichte Rauchwolken und feiner Aschestaub lagerte sich langsam auf unserem Carthago ab. Wes verfolgte die Entwicklung der Brände über das Internet und war sporadisch mit der Feuerwehr per Funk in Kontakt. Wir hatten letztlich grosses Glück, denn der Grossbrand konnte zumindest eingedämmt werden und ein Buschfeuer gleich oberhalb von ihrem Haus wurde rasch entdeckt und sofort von der Feuerwehr bekämpft. Trotz dieser bedrohlichen Lage fühlten wir uns bei Pia und Wes jederzeit sicher, denn sie und wir waren gut auf eine mögliche Evakuation verbreitet. Es war und ist für uns bewundernswert mit welcher Selbstverständlichkeit und Ruhe die Menschen in Kalifornien mit diesen Naturgewalten umgehen. Wir hatten Menschen getroffen, die ihr Haus bereits verlassen mussten. Sie gingen ihren alltäglichen Dingen nach und sorgten sich mehr um die Obstpflanzen auf ihrem Land als um ihr Haus.

Trotz grosser Dürre, Wassermangel und permanenter Waldbrandgefahr – für uns ist und bleibt Santa Barbara ein herrliches Paradies mit einer Lebensqualität, die seinesgleichen sucht. Die herrliche Natur mit dem Pazifik und den grünen Wäldern, die angenehmen mediterranen Temperaturen (das ganze Jahr hindurch) und das sonnige Gemüt der Menschen faszinieren uns.

Nach diesen zwei wundervollen Wochen in Santa Barbara zog es uns weiter nach Süden, denn schon bald wollten wir Tante Pitti am Flughafen in San Diego in Empfang nehmen um mit ihr zwei wundervolle Wochen zu verbringen.

2016-11-07T05:08:50+01:00