„Keep Austin weird“ (Deutsch: Halten Sie Austin sonderbar!)

Von Houston ging es mit einem Zwischenhalt auf einem schönen Spielplatz und einer Übernachtung beim Walmart weiter in die Hauptstadt Texas, Austin. Austin ist anders. Dies bemerkten wir schon bei unserer Ankunft am Sonntag. Die Stadt ist grün, hat viele Fahrradwege und noch mehr spazierende Menschen, was wir so in den USA bisher nicht angetroffen haben. Diese Andersartigkeit ist von der Stadtverwaltung gewollt und wir schon ziemlich erstaunt, als uns beim Flanieren durch die Stadt eine junge Frau „oben ohne“ entgegenkommt.

 

Wir wollten die Zeit nach unserer Ankunft im grossen Zilker-Park verbringen. Leider haben wir den Andrang für das Kite-Festival (Drachen Festival) unterschätzt. Mit unserem Wohnmobil steckten wir im Verkehr fest und entschieden uns, den Tag anders zu nutzen. Wir fuhren zu einem Waschsalon, machten unsere Wäsche, assen einen kleinen Snack und putzen unser Wohnmobil (was es dringend nötig hatte). Wir flüchteten aus der Stadt in den idyllischen McKinney Water Falls State Park. Vor dem Eingang trafen wir auf eine Schlange wartender Autos und Wohnmobile und das Schild verkündete: Campingplatz besetzt. Doch davon liessen wir uns nicht abschrecken. Voller Zuversicht fuhren wir zum Haupteingang und fragten ob es nicht noch eine Möglichkeit für einen Stellplatz für zwei Nächte gäbe. Die nette Rangerin ging ins Büro und kam mit einem Plan und der Zusage für einen Platz für zwei Nächte zurück. Unser Stellplatz lag in einer Waldlichtung. Als erstes baute Stefan für Noam ein Pferd, damit der kleine Cowboy anfangen konnte mit seinem Lasso zu trainieren.

Abkühlung im Freibad

Am nächsten Tag erkundeten wir den Park mit unseren Fahrrädern und bestaunten die Wasserfälle, die aufgrund des geringen Wasserstandes doch deutlich kleiner als auf den Bildern der Broschüre ausfielen. Es reichte jedoch für zwei nasse Füsse von Noam. Wir genossen die Ruhe der Natur und stürzten uns am Dienstag ins Stadtleben von Austin. Das Wetter war schöner als erwartet und wir erkundeten die Spielplätze beim Zilker-Park. Wir kochten und assen direkt neben dem Spielplatz und als es am Nachmittag widererwarten richtig heiss wurde suchten wir nach einer kühlen Erfrischung. Leider war das Flussbad noch geschlossen (das Wasser wäre wahrscheinlich eiskalt gewesen). Stefan suchte in der digitalen Welt nach einem Schwimmbad, welches schon geöffnet hat, denn trotz Temperaturen um 30 Grad Celcius befinden wir uns noch im texanischen Frühling den die Nächte sind noch sehr kühl. Wir fanden ein Schwimmbad mitten in der Stadt das im Übrigen gerade sein 100 jähriges Bestehen feiert. Da das Nichtschwimmerbecken noch kein Wasser hatte und auch sonst noch keine Saison war, war der Eintritt bis zum Wochenende frei. Was für ein Geschenk! Schnell sprangen wir alle in unsere Badesachen und machten uns auf ins kalte Nass. Das Wasser war auch hier sehr kalt und es brauchte schon etwas Überwindung ganz einzutauchen. Seitlich des Beckens konnten wir Eltern noch stehen und die Kinder mit ihren Schwimmflügeln planschten so lange, bis alle vor Kälte nur noch zitterten. Unter der heissen Open-Air Dusche wärmten wir uns wieder auf und liessen so einen weiteren Sommertag zu Ende gehen.

Lego Ranch bei Regen

In der Nacht regnete es in Strömen und auch am nächsten Tag war es draussen kalt und nass. Wir hingen etwas im Wohnmobil ab, malten mit Wasserfarben, bauten mit Lego eine Cowboy Ranch und warteten bis es vier Uhr wurde. Ab dann war das Kindermuseum kostenlos. Hier konnten sich die Kinder mit vielen anderen Kindern austoben und neues Entdecken. Das Museum in Houston war zwar deutlich grösser – dafür konnten die Kinder hier so richtig kreativ sein und anschliessend im Wasserbereich auch noch richtig nass werden. Hungrig fuhren wir zu einem Taco-Restaurant und schlemmten dort die beste Guacamole ever! Leider wollten die Kinder keine Tacos, so dass wir zum Hauptgang eine Tür weiter Pizza essen gingen. Nun waren alle satt und zufrieden. Begleitet von Dauerregen schlugen wir unser Nachtlager auf.

Ohne Gas kein Spass

Der Donnerstag wollten wir doch noch etwas Kultur in der Hauptstadt schnuppern. Mitten in der Stadt unweit des Kapitols fanden wir an einer ruhigen Strasse einen tollen Parkplatz für unser Wohnmobil (für ein Dollar die Stunde). Im Besucherzentrum des Kapitols von Austin waren die Kinder für die nächste Stunde beschäftigt. Filme über den Bau des Capitols anschauen, sich als Cowboy verkleiden und viele weitere Dinge machten hungrig. Bevor wir das Capitol von Innen anschauen gingen stärkten wir uns in einer Sandwich Bar, wo Jala gleich auf der Sitzbank einschlief. Mit vollen Mägen und einer schlafenden Jala machten wir uns auf ins Kapitol. Wir hatten unseren Hund Emma dabei und deklarierten sie einfach als „Service Dog“. Auf Anfrage des Sicherheitspersonals gaben wir an, dass Emma ein Begleithund ist weil unser Sohn „DCT“ hat. Der Sicherheitsmann akzeptierte unsere Aussage mit einem verständnisvollen Kopfnicken und hielt uns freundlich die Türe auf.* Übrigens bedeutet „DCT“ nichts anderes als „Dreams Come True“. Emma lief brav an Noam’s Seite und durfte doch tatsächlich in jeden Bereich im Gebäude. Im Kapitol können sich Besucher frei bewegen und jeden Raum der geöffnet werden kann betreten und erkunden. Die faszinierenden Ein- und Ausblicke wurden dann noch mit einem leckeren Eis im Restaurant im unteren Stock belohnt. Begeistert und müde fuhren wir zu unserem nächsten Nachtlager.

 

* Dieses Vorgehen hat bis anhin – auch in anderen Gebäuden – immer wunderbar funktioniert da Emma, wenn sie bei Noam an der Leine läuft wirklich nicht von seiner Seite weicht. Auf die Frage ob Emma ein Begleithund ist antworten wir jeweils selbstbewusst mit „Ja“. Es werden dann auch keine weiteren Fragen gestellt und eine Bewilligung wollte auch noch niemand sehen. Danke Tanja für die tolle Ausbildung von Emma! Somit konnten wir Emma bis jetzt fast überall mit hineinnehmen und auch Noam ist deutlich konzentrierter.

Austin’s Slogan „Keep Austin weird“ (Deutsch: Halten Sie Austin sonderbar!)

Den nächsten Tag nutzen wir für einen Stadtbummel durch die skurrilen Läden der Innenstadt mit dem Ergebnis, dass nun beide Kinder nur noch in ihren geliebten Cowboystiefeln herumlaufen. Am Morgen unseres Abreisetages bestaunten wir die Blumen im Wildblumengarten und die Kinder konnten sich nochmals so richtig austoben bevor wir durch die herrliche Berglandschaft in Richtung Fort Worth fuhren. Nach sechs Tagen Austin können wir sagen: die Stadt ist wirklich anders als die anderen Städte. Sie ist grüner, sie ist flippiger, sie ist gesundheitsbewusst und legt grossen Wert auf Sport in der Natur. In keiner US-Stadt sahen wir so viele joggenden, radelnde und spazierende Menschen wie hier.

2016-11-07T05:09:20+01:00