Eine andere Welt in Mittelamerika (Belize)

Nach sechs Monaten in Mexiko ging es schweren Herzens weiter nach Belize. Die Ausreise aus Mexiko gestaltete sich im Allgemeinen als unkompliziert. Leider hatten wir unsere Quittung von der Einreisegebühr weggeschmissen und mussten somit die Gebühr nochmals zahlen. Wir lernen wieder was dazu und bewahren nun immer alle Quittungen auf, so sinnlos es auch erscheinen mag denn man kann ja nie wissen. Auf belizianischer Seite war nun alles anders. Es wurde wieder englisch gesprochen und auch sonst war alles etwas komplizierter. Unsere Einreise war kein Problem, wir bekamen das 30 Tage Touristenvisum. Bei der Einreise ist es kostenlos, bei der Ausreise werden dann 20 USDollar pro Erwachsenen fällig. Unser Wohnmobil wurde genau angeschaut, auch der obligatorische Blick in den Kühlschrank. Gut hatte die Dame vom Zoll unser Gemüse in der Bodenklappe nicht entdeckt, dessen Einfuhr eigentlich verboten wäre. Die Fahrräder wurden notiert, gut waren diese bei der Ausreise auch noch alle da. Dann musste Emma beim Amtstierarzt vorgeführt werden. Wir hatten die nötigen Papiere dabei und mussten doch die stattliche Gebühr von 45USDollar zahlen nur um unseren Hund mitnehmen zu können. Bei der Einfuhr kratzen wir dann mit unserem Wohnmobil noch über einen fürchterlich hohen Topes bevor wir im nächsten Gebäude die obligatorische Autoversicherung kauften. Nun war unser Dollarvorrat aufgebraucht und wir bekamen einen ersten Vorgeschmack über die Preisstruktur in diesem Land.

Auf dem „Highway“ durch Belize

Auf den belizianischen Strassen liess es sich bequem fahren, auch wenn die Highways jeweils nur aus einem Fahrstreifen pro Richtung bestanden und das Ganze ohne Mittellinie oder Seitenstreifen. Dafür gab es auch fast keinen Verkehr. In Corozol, der ersten Stadt im Norden Belizes deckten wir uns mit Bargeld ein um dieses gleich in der nächsten guten Pizzeria mit Blick aufs Meer zu investieren. Weiter ging es durch unzählige Zuckerrohrfelder bis Orange Walk auf einen netten Campingplatz mit Blick auf den Fluss. Wir erkundeten das Städtchen, deckten uns mit dem nötigen Gemüse auf den Marktständen ein und hatten den ersten Kontakt mit den Geschäften, die alle fest in asiatischer Hand sind. Nicht gerade ein Einkaufsvergnügen. Am nächsten Tag unternahmen wir eine tolle Fahrt auf dem Fluss zu den Pyramiden von Lamanai. Wir waren beeindruckt von der üppigen Vegetation, den vielen Leguanen, den Affen und den vielen Vögeln. Nach einem typischen Mittagessen an den Pyramiden führte uns die Tour zu der Höchsten, mit tollem Blick über den Dschungel.

Mal wieder einen Arzt besucht

In Belize City testeten wir dann das Gesundheitssystem und waren froh, nichts Ernsthafteres zu haben. Noam hatte sich nach Moskitostichen eine Entzündung am Knie zugezogen und musste mit Antibiotika versorgt werden. Sowohl der Arztbesuch wie auch die Medikamente waren auch für uns als Touristen kostenlos.

Raus auf die Insel – Begegnung mit den Ammenhaien

Von Belize City aus unternahmen wir eine Zwei-Tagestour nach San Pedro, auf die Ambergis Caye, einer vorgelagerten Insel inmitten eines tollen Riffes.  Mit Hund im Schlepptau war die Hotelauswahl sehr beschränkt und auch der Besitzer des San Pedro Hotels war nicht wirklich begeistert über den Aufwand den wir machen würden mit einem Extrabett und Hund. Um überhaupt bleiben zu können wurden zusätzliche 30 US Dollar fällig. Die Insel war gut gefüllt mit US-Amerikanern und es war laut und stickig durch die vielen herumbrausenden Golfcarts die alles mit Benzin betrieben werden. Der erste Eindruck war eher enttäuschend und auch Heikes Stimmung war nicht gerade die Beste, war doch der Trip nicht gerade kostengünstig. Doch Stefan und Noam waren weiterhin voller Vorfreude auf den Schnorcheltrip. Wir fanden einen tollen Veranstalter, es waren auf dem kleinen Boot noch Plätze frei und beide Kinder waren gratis. Am frühen Nachmittag machten wir uns dann mit zwei Guides und vier weiteren Gästen auf zum Hol Chan Riff und zur Shark Alley. Noam schnorchelte die ganze Tour direkt hinter dem Guide hinterher und wir sahen kleine Haie, riesige Rochen, Muränen, viele bunte Fische und noch mehr Korallen. Jala lag währenddessen auf dem Body-Board und wurde von Stefan geschoben. Der Ozean war jedoch widererwartend kühl, so dass Jala nach der Hälfte der Zeit frierend mit Stefan zum Boot zurück paddelte. Heike und Noam waren am Ende der Tour auch durchgefroren und freuten sich auf die Handtücher. Weiter ging es zur Shark Alley. Hier warfen unsere Guides einige Fische als Futter ins Wasser und schon waren wir von mehr als zehn Ammenhaien umgeben. Solange man diese Tiere nicht ärgert oder bedrängt sind sie friedlich. Zuerst streichelten wir die Haie vom Boot aus und nahmen schliesslich allen Mut zusammen und stiegen zu diesen riesigen Tieren ins Wasser. Dies war ein wahrlich unvergessliches Erlebnis und die schlechte Laune war schon lange vergessen.

In einem Land vor unserer Zeit

Zurück in Belize City machten wir uns wieder auf den Weg. Wir wollten nach Spanish Lookout, in eine wahre Mennoniten Gemeinschaft. Abseits des Highways, innerhalb der Community waren die Strassen breit, geteert und in bestem Zustand. Die Hügel waren saftig grün, die Umgebung sauber und aufgeräumt und die Häuser schick. Wir fühlten uns wie in Europa. Um endlich wieder gutes Gemüse kaufen zu können steuerten wir den grossen Gemischtwarenladen des Dorfes an. Hier konnte man über Lebensmittel, Stoff und alles für den Handwerkerbedarf in guter Qualität zu besseren Preisen bekommen. Die Menschen der traditionellen Gemeinschaft sind immer noch gekleidet wie vor 100 Jahren in Deutschland und sprechen untereinander plattdeutsch. Diese Gemeinde ist das Rückgrat der Landwirtschaft in Belize und steht auch sonst für qualitativ hochwertige Produkte. So gibt es hier viele aluminiumverarbeitenden  Betriebe und Werke, die tolle Holzhäuser produzieren. Wir verbrachten hier zwei ruhige Nächte am See des gemeinnützigen Parks und beobachteten einfach nur.

Eine virtuelle Freundschaft wird Realität

Danach ging es weiter gen Süden. Wir hatten uns in Placencia mit Gigi aus Österreich verabredet. Gigi hat dort in der Karibik eine Insel gekauft und wir waren sehr gespannt, ihn live zu treffen. Wir alle freuten uns riesig auf dieses Treffen und waren überwältigt, wie bereichernd solch eine Woche vorher völlig unbekannter Menschen sein kann. Gigi organisierte uns über verschiedene liebe Menschen in Placencia einen Platz zum Campen. Hier durften wir für eine kleine Spende an die örtliche Schule die ganze Woche lang stehen. Gäste aus der benachbarten Fishing-Lodge luden uns zum Hummer- und Fischessen ein und auch Wasser und das Internet durften wir gratis nutzen. Über Gigi lernten wir dann auch Fred kennen, der ebenfalls eine kleine Insel in der Karibik besitzt. Er nahm uns einen ganzen Tag lang mit seinem Boot mit auf die Bird-Island. Was für ein Paradies. Wir umrundeten die Insel im Kanu und schnorchelten durch die Korallen. Wir sahen viele riesige Seesterne und einen Octopus. Herzlichen Dank Fred für dieses unvergessliche Erlebnis!

Immer wenn es Gigis Terminkalender zuliess trafen wir uns mit ihm. Wir hatten wundervolle Gespräche miteinander und die Kinder fanden in Gigi „ihren Früünd“. Stundenlang sass Noam mit Gigi am Pier um Fische zu angeln und am Schluss unseres Besuches durfte Noam sogar Gigis Angelrute behalten. Auch Wochen später erinnert diese Noam an seinen tollen Freund und wird rege genutzt. Aufmerksam verfolgen wir Gigis Einleben in Belize und drücken ihm jeden Tag die Daumen, dass sein Projekt immer nur zu seinem Besten verläuft. Wir hoffen fest, dass auch er seinen Traum leben kann. Lieber Gigi, danke für die unvergessliche Woche in Belize, dieser Besuch bei dir wird uns immer in bester Erinnerung bleiben. Auf ein Wiedersehen, dann auf deiner Insel!

Höhlenforscher Noam – weiter Richtung Guatemala

Nach über zwei Wochen in Belize machten wir uns auf den Weg zur Weiterfahrt. Im Blue Hole Nationalpark erkundeten wir noch die St. Hermanns Höhle und fuhren danach weiter in die Grenzstadt San Ignacio. Hier trafen wir das erste Mal Walther und Melisa die wir dann später in Guatemala wiedersahen. Bestückt mit den nötigsten Vorräten und gewaschener Wäsche verzögerte sich unsere Weiterfahrt dann doch um einen Tag, da Jala mit beginnendem Husten fieberte. Doch der Spuck war am nächsten Tag vorbei und unserer Weiterreise nach Guatemala stand nichts im Weg.

Unser Fazit nach knapp drei Wochen Belize:

Kann man machen, oder auch nicht. Unsere Zeit mit Gigi war das absolute Highlight und war die Reise hundertausendmal wert. Auch zu sehen wie die traditionellen Mennoniten heute noch leben hat uns beeindruckt. Die üppige Natur war schön, doch sind alle Strassen in abgelegene Gebiete nicht geteert und für unser Wohnmobil nicht geeignet. Auch lassen sich viele Touren nur mit einen Guide machen, der nun wirklich nicht gerade günstig ist. Die Verfügbarkeit von guten Lebensmitteln ist eher rar und bis auf die Läden in der Mennonitengemeinde sind alle anderen in asiatischer oder libanesischer Hand. Die meisten Produkte werden aus dem Ausland importiert und sind doppelt so teuer wie in diesen Ländern. Auch mussten wir immer wieder auf das Verfallsdatum achten denn häufig waren Waren schon länger abgelaufen. Dies auch bei Schokoriegeln und Puddingpulver. Auch die starke Präsens der US-Amerikaner und Kanadier welche die Karibikküste mit ihren Villen zupflastern und die Spekulation mit all den „for Sale“ Schildern anheizen hat uns nachdenklich gestimmt. Daneben trafen wir nämlich auf viele Einheimische, die in wirklich sehr bescheidenen Verhältnissen leben und deren Chancen durch solch eine Parallelgesellschaft nicht besser werden.

2017-03-03T23:39:20+01:00