Schatz wir müssen reden

Lass mich dir folgende Geschichte erzählen, die mich der buddhistischer Mönch namens Thich Nhat Hanh gelehrt hat.

In junger Mann wurde zum Kriegsdienst eingezogen und musste seine schwangere Frau zurücklassen. 2 Jahre später konnte er zurückkehren und die junge Frau machte sich auf den Weg um mit ihrem Sohn den Ehemann zu begrüssen. Vor lauter Freude weinten beide.

In Vietnam ist es Tradition, dass solche wichtigen Ereignisse den Vorfahren bekannt gemacht werden. Aus diesem Grund bat der junge Mann seine Frau auf den Markt zu gehen um die nötigen Dinge einzukaufen um mit ihnen den Altar der Vorfahren zu schmücken und sie als Opfergaben darzubringen. Solche Altäre gibt es üblicherweise in jedem Haus.

Die junge Frau brach als auf um auf den Markt zu gehen. Während dessen versuchte der junge Vater seinen Sohn zu überreden, ihn „Papa“ zu nennen. Der kleine Junge wollte aber nicht. „Du bist nicht mein Papa. Mein Papa ist jemand anderes. Er besucht uns jeden Abend und meine Mama spricht jeden Abend mit ihm. Und oft weinen sie zusammen. Und jedes Mal, wenn sich meine Mama hinsetzt, dann setzt er sich auch hin. Und jedes mal wenn sich sie hinlegt, legt er sich auch hin.“

Nachdem der Vater das gehört hatte, war das Glück des jungen Vaters vollständig zerstört. Sein Herz verwandelte sich in einen Eisblock. Er fühlt sich verletzt und tief gedemütigt. Als seine Frau nach Hause kam, würdigte er sie keines Blickes und sprach kein einziges Wort. Er ignorierte sie einfach. Die Frau begann ebenfalls zu leiden. Sie fühlte sich ihrerseits gekränkt und verletzt. Nachdem der Altar mit den Opfergaben geschmückt worden war, zündete der junge Mann ein Räucherstäbchen an, sprach die Gebete und machte die traditionellen Niederwerfungen. Anschliessend rollte er die Matte zusammen anstelle sie für seine Frau liegen zu lassen damit auch sie die Niederwerfungen praktizieren konnte. Er war der Meinung, dass sie es nicht Wert sei, vor die Ahnen zu treten. Dieses Verhalten ihres Mannes kränkte sie sehr. Danach verliess er ohne zu essen das Haus und verbrachte den restlichen Tag im Wirtshaus. Er versuchte den Schmerz zu vergessen indem er Alkohol trank. Er kehrte erst sehr spät in der Nach in das Haus zurück. Am nächsten Tag machte er es genauso und dies ging so einige Tage weiter. Schliesslich konnte es die junge Frau nicht mehr länger ertragen. Ihr Leiden war so gross, dass sie in den Fluss sprang und sich ertränkte.

Als der junge Mann davon erfuhr kehrte er in sein Haus zurück. An diesem Abend war er es, der die Lampe im Haus anzündete. Plötzlich rief das Kind: „Hier ist mein Papa. Hier ist mein Papa. Er ist zurückgekommen.“ Und es zeigte auf den Schatten seines Vaters an der Wand. „Weisst du .. mein Papa kommt jeden Abend. Mama spricht mit ihm und machmal weint sie. Jedes Mal wenn sie sich hinsetzt setzt sich mein Papa auch hin.“

In Wahrheit war es so gewesen, dass die Frau so stark unter ihrer Einsamkeit gelitten haben muss, dass sie mit ihrem eigenen Schatten zu sprechen begann. „Liebling, du bist so weit weg. Wie soll ich es schaffen mein Kind alleine gross zu ziehen? Bitte komm nach Hause zurück.“ Meistens fing sie dann an zu weinen und natürlich setzt sich ihr Schatten hin wenn sie sich an den Tisch setzte. Der Mann begann jetzt seinen Irrtum einzusehen – aber es war zu spät. Seine Frau war bereits Tod.

Warum hat der junge Vater nicht das Gespräch mit seiner Frau gesucht und gesagt: „Ich leide so sehr mein Liebling. Du musst mir helfen und mir erklären wer diese Person ist.“ Hätte er das getan so hätte seine Frau die Möglichkeit gehabt alles zu erklären und die Tragödie wäre verhindert worden. Trotzdem war es nicht nur sein Fehler sondern auch der Fehler seine Frau. Sie hätte zu ihm gehen und ihn nach der Ursache für sein veränderteres Verhalten fragen können. „Warum schaust du mich nicht mehr an? Warum sprichst du nicht mehr mit mir? Habe ich etwas so schreckliches getan, dass ich diese Behandlung verdiene? Ich leide so sehr darunter. Du musst mir helfen.“ Sie tat es nicht.

2016-12-28T16:48:46+01:00