Yellowstone National Park

Der Yellowstone National Park stand schon lange ganz oben aufs Stefan’s Liste seiner Traumziele. Auch wenn der Park etwas abseits unserer eigentlich geplanten Route lag, war nach einigen Diskussionen klar, wir werden zu  diesem so hoch gerühmten Park fahren. Die Fahrt durch Wyoming bis zum Park gestaltete sich einfacher und angenehmer als wir gedacht hatten. Überraschenderweise fanden wir auf halber Strecke einen gemeindeeigenen Übernachtungsplatz, mit tollen Rasenflächen direkt am Fluss. Dieser wartete mit einer Dumpstation (für das Abwasser), Toiletten und sauberen heissen Duschen auf. Und das alles gratis! Wundervoll! Kurz bevor wir den Yellowstone erreichten füllten wir nochmals unseren Kühlschrank auf, um im Park unabhängig zu sein. Schon auf der letzten Strecke zum Park sahen wir unzählige Rehe die im Tal auf den saftigen Wiesen grasten. Wir konnten uns gar nicht satt sehen an diesen schönen Tieren. Und dann war er da, der Eingang zum Yellowstone National Park. Nach langer Fahrt war unser erstes Ziel der Fishing Bridge RV Park. Wir bekamen noch einen Stellplatz und waren trotzdem ganz froh, denn der nächste Campingplatz war einige Autostunden entfernt. Der Platz kostete schlappe 50 Dollar. Wir hatten zwar Strom, Wasser und Abwasser, standen jedoch so eng wie auf einem Parkplatz und es gab weder einen Picknicktisch noch Platz für einen solchen.

Noam der Reporter

Nach einer erholsamen Nacht ging es am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein und angenehm warmen Temperaturen Richtung Norden. Wir sahen endlose Wälder und staunten nicht schlecht,  als die ersten Bisons am Wegesrand auftauchten. Wir nahmen uns Zeit für die ersten Fotoshootings mit diesen wunderschönen aber doch wilden Tieren. Ein Bison kam uns sogar direkt auf der Strasse entgegen. Neben der grossen Anzahl wilder Tiere gibt es im Yellowstone auch eine immer noch spürbare vulkanische Aktivität mit Geysiren, brodelnden Schlammlöchern und heissen Quellen. An der nächsten Ecke warteten dann schon die ersten brodelnden und nach faulen Eiern stinkenden Schlammlöcher auf uns. (Ab da ging Jala das Wort „Ei“ ganz einfach über die Lippen.) Auf einem 1,5km langen Steg erkundeten wir diverse blubbernde und sprudelnde Schlammlöcher. Die Kinder und wir waren total fasziniert und Noam nahm seine Tätigkeit als Reporter auf. Er fotografierte alles mit seinem i-Pad um dann mal richtig berühmt zu werden. Auch Jala’s Kinderkamera, welche sie zu Weihnachten von ihrer Cousine geschenkt bekommen hatte durfte niemals fehlen. Somit wurde jedes Schlammloch zu einem fotografischen Highlight. Nach so vielen ersten tollen Eindrücken erreichten wir am späteren Nachmittag den Campingplatz am Nordeingang. Auch hier bekamen wir noch einen Platz für die nächsten zwei Nächte. Dieser Platz lag etwas terrassiert am Hang mit grossen Wiesenflächen und Bäumen. Nachdem wir unser Wohnmobil geparkt und die Solaranlange in Stellung gebracht hatten, wanderten zum Yellowstone Village. Schon mitten auf dem Campingplatz begegneten wir den ersten Rehen und waren froh, dass Emma mit schnüffeln beschäftigt war und die Rehe ihr Interesse nicht besonders weckten. Oben im Dorf angekommen mussten wir leider feststellen, dass das Visitor Center schon geschlossen war. Dafür lag mitten im Dorf eine Herde Rehe neben dem Hotel und wanderte wie selbstverständlich über die Dorfstrassen. Passend zu den warmen Temperaturen gönnten wir uns ein Eis mit Blick auf die vielen Rehe. Zum Abschluss des Tages durften die Kinder noch ein Feuer machen und zum Nachtisch Marshmallows braten. Anregende Gespräche mit unseren deutschen Platznachbarn sorgten wieder einmal dafür, dass wir alle spät ins Bett kamen.

Unvergessliche Tierbegegnungen

Am nächsten Morgen wachten wir auf und waren unendlich dankbar, dass unsere Gasanlage und somit unsere Heizung wieder einwandfrei funktionierte, denn es hatte über Nacht geschneit. Der ganze Campingplatz lag unter einer feinen Schneedecke und der frische Wind sorgte für kühle Temperaturen. Beim morgendlichen Spaziergang mit Emma staunte Stefan nicht schlecht, als er mitten auf dem Campingplatz eine Herde Bisons liegen sah. Schnell brachte er Emma zurück ins Wohnmobil und holte seine Fotokamera. Aus sicherer Entfernung schoss er unglaubliche Fotos mit den Bisons unter einer feinen Schneeschicht direkt um die Zelte der anderen Camper. Und wieder einmal waren wir froh, ein trockenes und warmes Wohnmobil zu haben. Bei winterlichen Temperaturen in einem Zelt aufzuwachen, dass von einer Herde Bisons umgeben ist, wäre auch ohne morgendlichem Harndrang unangenehm. Um noch mehr Bisons und die anderen Tiere des Nationalparks zu sehen, machten wir uns auf Richtung Osteingang durch das tierreiche Lamar Valley. Die insgesamt 90 Meilen hin und zurück wurden mit vielfältigen traumhaften Tierbegegnungen belohnt. Das Tal war gesäumt von riesigen Bisonherden, viele davon mit ihren hellbraunen Jungtieren. Ehrfürchtig bestaunten wir diese schönen Tiere und hielten die schönsten Augenblicke mit der Fotokamera fest. Am Wegesrand standen dann auch noch die weiblichen Bighorn-Schafe mit ihren Jungtieren und später hatten wir sogar soviel Glück ein männliches Bighorn-Schaf zu sehen, was wirklich sehr selten ist. Und auch Noams grosser Wunsch einen Bären und einen Coyoten zu sehen erfüllte sich. Am Strassenrand standen viele parkende Autos und unzählige Fotografen mit riesigen Objektiven. Wenn so viele Menschen am Strassenrand stehen und in eisiger Kälte in ein Flussbett starren, muss es doch was spannendes zu sehen geben. Dick eingemummelt trotzen wir dem eisigen Wind und konnten durch das Fernglas einer älteren Frau einen tollen Blick auf einen Grizzly Bären mit seiner Beute erhaschen. Wow, auch so ein Anblick ist selten. Nach einiger Zeit liess der Grizzly von seiner Beute (ein Bison) ab und entfernte sich gemächlich. So ein schönes Stück Aas liess sich der Coyote nicht entgehen und tauchte alsbald auf der Bildfläche auf. Noam war überglücklich über diesen Anblick. Was für ein erlebnisreicher Tag. Die Tiere so nah und doch in ihrer natürlichen Umgebung in Freiheit zu sehen ist besser als jeder Besuch im Zoo. Auch wenn unsere Kinder gerne in den Zoo gehen und wir ihnen diesen Besuch nicht verwehren, so sind die Begegnungen mit den Tieren in freier Wildbahn doch um einiges aufregender und prägender. Noam hat nun unsere Wände im Wohnmobil mit neuen Bisonbildern tapeziert.

Für die nächsten drei Nächte wechselten wir noch auf den Campingplatz am Westeingang um die vielen Geysire und heissen Quellen zu entdecken. Wir schauten uns den Ausbruch des Old Faithful an und am Nachmittag liefen Stefan und Noam noch an einem Geysir vorbei, der nur einmal am Tag ausbricht. Genau in diesem Moment spuckte der Gsysir eine riesige Wasserfontäne in den Himmel und das genau in dem Moment, in dem Stefan seine Kamera gezückt hatte. Super Timing! Und man glaubt es kaum, direkt auf dem Weg zu den Geysiren kreuzte ein Coyote den Weg von Stefan und Noam. Nur gut war auch eine Rangerin in der Nähe. Noam stellte sich hinter Stefan während dieser alles fotografisch festhielt. Was für ein Erlebnis für die beiden. Gut war Heike im Wohnmobil bei der schlafenden Jala, die wäre sicher nicht so ruhig geblieben.

Noam’s Handel

Abends auf dem Campingplatz durften wir dann wieder einmal erleben, wie Noam zu allem kommt, was er sich wünscht. Schon vor zwei Wochen hatte er alte Spielsachen aussortiert und ein Plakat gemalt um diese zu verkaufen um weiteres Geld in seine Schatztruhe zu tun und richtig reich zu werden. Bis jetzt hatte sich jedoch noch keine Gelegenheit ergeben dies auch wirklich auszuprobieren und Heike nervte die herumliegende Tüte nun merklich. Sie schlug Noam einen Handel vor: Noam bekommt von uns Eltern fünf Dollar für alle diese Sachen, dafür verschenkt er sie an ein anderes Kind. Noam war einverstanden und machte sich mit Stefan und Jala auf den Weg zu einem Jungen fünf Wohnmobile weiter. Der Junge freute sich riesig und die beiden Jungs spielten den ganzen Abend lang miteinander Baseball. Noam war schon wieder zurück zum Abendessen, als der Junge bei uns vorbei kam und Noam einen Baseballschläger, einen Baseball und eine richtigen Baseballhandschuh schenkte. Noam war überglücklich und bei jeder Pause wurde nun auf einer Wiese Baseball gespielt. Wir lernten auch noch Jürgen und Katja aus Deutschland kennen. Die beiden sind in Frühpension, besassen lange Zeit ein Wohnmobil und gaben uns viele wertvolle Tipps. Bei einer gemeinsamen Tasse Kaffee in unserem Wohnmobil plauderten wir noch bis in den späten Abend. Danke euch beiden für den netten Abend – ihr seid wunderbar!

Unvergessliche Eindrücke

Mit vielen unvergesslichen Erlebnissen, wunderbaren Tierbegegnungen und einer neuen Verbundenheit zu der Natur verabschiedeten wir uns nach fünf Tagen aus diesem einzigartigen Park. Der Yellowstone National Park hat bei uns allen einen bleibenden Eindruck hinterlassen und auch noch zwei Wochen später sprechen wir viel über die unvergesslichen Natur-Erlebnisse während dieser Woche. Noam kann das Gelernte aus seinen Pixi-Filmen über Vulkane und Geysire nun mit realen Bildern verknüpfen und schaut immer wieder sein Junioranger Heft an. Nun machen wir uns auf in Richtung Westküste. Wir sind unendlich dankbar für diese herrliche Natur und die tollen Begegnungen mit so vielen begeisterten Menschen. Es ist für uns als Familie ein unglaubliches Privileg so eine Reise gemeinsam machen zu können.

Dankbar für jeden Augenblick senden wir euch die liebsten Grüsse.
Die Traum-Leben Familie

2016-11-07T05:09:13+01:00